«Die Perle am Rheinbogen» – so verkauft sich die Gemeinde Wallbach (AG) auf ihrer Homepage. Tatsächlich liegt das ehemalige Fischer- und Flösserdorf an idyllischer Lage, zwischen einer langgezogenen Flussbiegung und einer bewaldeten Gletschermoräne. Die A1 und die Hauptstrassen halten gebührend Abstand zum Dorf, und doch ist man in wenigen Minuten auf der Autobahn. Einzigartig ist wohl auch, dass in Wallbach, 1800 Einwohner, nur ein einziger Wohnblock steht. Man scheut hier offensichtlich das Grosse, will stattdessen massvoll wachsen. Wallbach ist das Dorf der Einfamilienhäuser.
Ein solches wollte auch die Bauherrschaft realisieren, am Rheinuferweg, nur einen Steinwurf entfernt vom Elternhaus des Bauherrn. Grosse und lichtdurchflutete Räume, klare Linien und eine grosszügige Aussicht auf den Rhein wünschten sich die Bauherren. Gleichzeitig sollten die Einblicke begrenzt sein, denn an der Parzellengrenze beim Rheinufer führt ein öffentlicher Gehweg vorbei. Man entschied deshalb, das Haus im hinteren Parzellenbereich zu errichten und das Gelände vorne aufzuschütten und mit einer Betonmauer abzugrenzen.
Der Zugang zum Haus erfolgt über eine geräumige Garage im Keller oder über eine Rampe auf der Seite. Das Raumkonzept basiert auf zwei ineinander verschränkten Körpern: einen massiven und einen transparenten. Im massiven Körper sind die intimen Räume (Schlaf- und TV-Zimmer, Nasszellen) untergebracht, im pavillonartigen Vorbau die offenen Wohn- und Essbereiche. Eine rahmenlose Fensterreihe gibt hier den Blick frei auf den Rhein, Glastüren ermöglichen Zutritt in den Garten, der mit einem eingebetteten Pool und – an humusarmer Stelle über der Garage – mit einem nierenförmigen Hochbeet aus Edelstahl auftrumpft. Ein weit auskragendes Vordach aus Sichtbeton spendet Schatten und schützt vor Regen und Schnee. Gleichzeitig bietet es Platz für eine grosse Terrasse im Obergeschoss; sie ist vom Kinder- und vom Elternzimmer direkt zugänglich und mit einem rahmenlosen Verbundglas abgesichert.
Originell und wohldurchdacht ist die Lichtführung. Auf seiner Rückseite gibt sich das Haus introvertiert. Man wollte Einblicke der Nachbarn möglichst vermeiden. Statt grosser Fenster setzte man einen Lichtschacht, der vom Erdgeschoss bis in den Keller reicht. Dort versorgt er den Fitnessraum und die Sauna mit reichlich Tageslicht. Auch im Obergeschoss bringt ein Lichthof zusätzliches Tageslicht in Bad und Ankleideraum. Der fünf Quadratmeter kleine Hof ist verglast und gegen oben frei. Er bringt also nicht nur Licht, sondern auch Wetter und Jahreszeiten ins Haus. In der Badewanne sitzend kann man zuschauen, wie der Schnee auf das Kiesbett fällt.
Edle Materialien und ein klares Farbkonzept prägen die Innenräume. Die Böden sind mit Doussie- Parkett und Travertin-Platten ausgelegt, die Wände sowie die Einbauschränke in cremigem Weiss gestrichen. Fensterrahmen und Lamellenstoren sind anthrazitfarben; sie kontrastieren mit dem wuchernden Grün auf der ‹Halde› hinter dem Haus, wo sich der Bauherr als Bub die Zeit vertrieb – und seine ersten Hütten baute.
Auftraggeber: Privat
Baujahr: 2010/2011