955 Wohnüberbauung WidengasseWidengasse
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Frick
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Mitten in Frick, zwischen der Hauptstrasse und der Widengasse, gab es dieses unscheinbare, mit Büschen und Bäumen überwachsene Grundstück, das im Dornröschenschlaf zu stecken schien. An der oberen Hangkante wird es von zwei alten Bauernhäusern gesäumt, im Osten grenzt es an ein Reihenhaus aus den 1980er-Jahren. 2008 erwarb die JOMA Immobilien AG das Brachland mit dem Ziel, darauf ein Gebäude mit 26 Mietwohnungen und Gewerberaum zu erstellen.
Im Fokus hatten die Bauherren insbesondere Singles und ältere Menschen, die gerne zentrumsnah wohnen. Deshalb setzten sie auf eher kleine Wohneinheiten: 19 der 25 Wohnungen sollten über zweieinhalb oder dreieinhalb Zimmer verfügen, fünf Wohnungen über je viereinhalb Zimmer und eine Wohnung (Attika) über fünfeinhalb Zimmer. Ausserdem strebten die Bauherren attraktive, «mittelpreisige» Mieten an, was eine kompakte Bauweise und eine optimale Ausnutzung der Parzelle erfordert. Gleichzeitig sollte der Bau generös, elegant und leichtfüssig wirken.
Um all diese Anforderungen unter einen Hut zu bekommen, griffen die Architekten von Bäumlin+John zu verschiedenen «Tricks»: So versahen sie das Haus auf der Ost-, West- und Nordseite mit mal minimalen, mal auffällige Knicken. Hier wird also – im Unterschied zur Frontseite an der Widengasse - die Parzelle nicht bis zum Äussersten ausgenutzt. Dank der Knicke gibt sich der Bau schlank und dynamisch. Auch konnte dadurch ein Grossteil des alten Baumbestandes auf der Südwestseite (Richtung Hauptstrasse) erhalten werden. Die Bewohnerinnen und Bewohner sind hier von hohen, prächtigen Laub- und Nadelbäumen umgeben.
Ein bewährtes Element, um einen Kompaktbau leicht und luftig wirken zu lassen, ist die Auskragung. In der Überbauung an der Widengasse kragen die oberen drei Etagen auf der West- und der Frontseite je 5 Meter aus. An der Front sind sie gar «freischwebend», das heisst: frei von jeder Stütze. Das ästhetische Erlebnis ist grandios. Doch es erforderte lange Sitzungen mit Statikexperten und viel Rechenarbeit. Schliesslich fand man eine aussergewöhnliche, aber bestechende Lösung: Zwei parallel angeordnete Stahlbetonstützen führen nun von der unteren Kante der Auskragung quer durchs Gebäude bis zum Dach, wo sie in der obersten Betondecke eingebunden sind. Die Stützen ziehen sich also auch durch einige Wohnungen, wo sie – je nach Empfinden - als «quere Raumteiler» oder «weisse Skulptur» in Erscheinung treten.
Als weiteres interessantes Gestaltungselement kommen die grünen «Balkon-Boxen» hinzu, die als Stahlkonstruktion an der Fassade angehängt sind. Die 19 identischen Boxen von 4 mal 3 Meter sind auf den drei Etagen versetzt zueinander angeordnet, was ein spannendes Fassadenbild, aber auch zusätzliche Privatsphäre schafft. Gestärkt wird diese durch die spezielle Beschaffenheit der seitlichen Streckmetallgitter: Sie schützt vor Einblicken, gewährt gleichzeitig aber eine gute Aussicht.
Eine zusätzliche und betörende Aussicht bieten die um den Innenhof gruppierten Wohnungen. Von den Badezimmern aus blickt man auf Kletterpflanzen, die vom Boden über feine, harvenartig ausgelegte Stahlseile bis auf Dachhöhe steigen. Über den Hof gelangt zudem viel Tageslicht in die Wohnungen und in die beiden Treppenhäuser. Nachts und in der Dämmerung bekommen die Treppenhäuser ihr Licht von einer „Leuchtleiter“, die im Treppenauge vom UG bis ins Attika reicht. Mit seinen ausgeklügelten Details und eigenwilligen Formen demonstriert dieser Bau, dass mittelpreisige Mieten und hochwertige Architektur sehr wohl zusammenpassen.


Auftraggeber: Joma Immobilien AG
Baujahr: 2016-2017